Für die Bordbibliothek

02. Februar 2022
Kategorie: 
Sonstige

Kroatien: Wo der Smutje Urlaub hat

Bodo Müller, Siegrun Scheiter, Jürgen Straßburger: Schlemmertörns in Kroatien . 66 Top-Restaurants an der Küste
(Edition Maritim/Delius-Klasing, 3., vollst. überarb. Auflage 2021. 168 Seiten, 299 Fotos und Abb. - ISBN 978-3-667-11935-3. 22,90 €)

Gleich drei Autoren, alles ausgewiesene Segelexperten, hat der Verlag für sein Buch zusammengebracht und nennt es einen „Restaurant-Guide für ein Traumrevier“. Ich möchte weniger eine Rezension verfassen als einen Abgleich meiner Kroatien-Erfahrungen (bisher fünf Törns, jeweils mit Teilnahme an einer Regatta) mit dem sehr aufwändigen Buch. 66 Restaurants werden ausführlich beschrieben, mit Bildern, kleinen Karten, und alle sind gut mit dem Segelboot erreichbar, viele mit eigenem Steg.
Damit sind wir bei einer besonders angenehmen Seite vieler kroatischer Restaurants: Viele liegen ziemlich alleine an der Küste, und der Liegeplatz am Steg oder vor Anker ist kostenlos, wenn man dort verzehrt; ein wichtiges Argument bei den doch recht happigen Preisen der offiziellen kroatischen Marinas. Nur drei der 66 Restaurants habe ich bisher besucht, daneben aber einige aus der niedrigeren Preisklasse. Das Buch macht recht deutlich Werbung für die beschriebenen Lokalitäten; den durchweg sehr wohlwollenden Beurteilungen kann ich aber weitgehend zustimmen. Die guten bis feinen kroatischen Restaurants oder die urigen Konobas (eine Preisstufe niedriger) sind auf jeden Fall einen Besuch wert. Der Service ist immer professionell und wesentlich besser als in Berlin, bei den Gerichten dominiert natürlich Fisch. Dazu das würzige kroatische Bier, der gute Wein (uns genügte meist der preiswerte Hauswein aus der Literkaraffe) und zum Abschluss ein guter Slibovitz. Den zweiten Slibovitz gibt es dann meist bei der Frage nach der Rechnung. Nur einmal haben wir bei der Begleichung der Rechnung geschluckt, als wir nämlich in einem sehr guten Restaurant den angepriesenen „Erste-Klasse-Fisch“, dessen Preis in der Karte undeutlich angegeben war, sehr teuer bezahlen mussten. Abgesehen von diesem Ausreißer empfanden wir das Preis-Leistungsverhältnis als fair und leicht unter dem deutschen Niveau. Übrigens erhält man überall in Kroatien hervorragenden Kaffee in vielen Variationen.
Eine besondere Stärke des Buchs sind die ersten Kapitel über die landestypischen Spezialitäten: vom Schinken über Kräuter, Oliven, Meeresfrüchte bis zum Wein. Der kann es in sich haben: Einmal tranken wir einen Roten mit sage und schreibe 16 Vol%. Das Buch wird ergänzt durch ein Register und ein kulinarisches Wörterbuch. Zusammen mit den kleinen Karten zu jedem Restaurant bzw. Liegeplatz würde ich es schon als ein Handbuch bezeichnen, das wegen der Fülle an Informationen und vielen Fotos verdientermaßen schon die dritte Auflage erlebt.
In Kroatien wurde bei uns an Bord jedenfalls immer nur Kaffee und Tee gekocht, weil das Essen an Land einfach so gut ist. Hier hat der Smutje Urlaub.  

Norbert Dreifürst


Ira König, Maike Jessen: 5 Zutaten : Rezepte fürs Kochen an Bord
(Delius Klasing, 1. Aufl. 2021. 144 Seiten, 57 Fotos und Abb. - ISBN 978-3-667-12090-8. 19,90 €)

Bei den meisten Booten ist der Platz für die Küche eher klein und beengt. In der Regel stehen ein Gasherd mit zwei Flammen und eventuell auch ein Ofen zur Verfügung. Auch der Arbeitsplatz zum Vorbereiten ist eher etwas für Minimalisten. Damit man beim Ankern oder gar auf hoher See nicht auf ein leckeres Mahl verzichten muss, sollte es möglichst einfach zuzubereiten sein.
Mit ihrer 5-Zutaten-Küche für das Kochen an Bord bescheren uns die beiden Autorinnen, Ira König und Maike Jessen, eine Rezeptsammlung, die genau diesen Gedanken aufgreift. Die beiden leben in Hamburg und lieben Wasser, Watt und Küste. So schreiben sie in ihrem Vorwort. Ira König ist Food-Redakteurin und Maike Jessen Food-Fotografin. Diese professionelle Ausrichtung merkt man dem Buch auch an. Die Gerichte und deren Zubereitung sind gut und übersichtlich beschrieben, dazu gibt es vorab eine Auflistung für die richtige Ausrüstung in der Kombüse und für die Gerichte immer wieder hilfreiche Tipps wie: „Kräuter sollten nach dem Waschen besser trockengetupft als trockengeschüttelt werden. Je trockener sie sind, desto besser und feiner können sie gehackt werden.“ Zudem sind immer wieder One-Pot-Gerichte aufgeführt. Diese sparen laut Vorwort Heizfläche und Abwasch! Und gerade Letzteres wird die restliche Crew freuen, nachdem ihnen der Koch/die Köchin mit der Bemerkung „Wer kocht, wäscht nicht ab!“ ihre Tätigkeit zugewiesen hat.
Die Gerichte sind in fünf Kategorien von „Ablegen“ (Salate) über „Volle Kraft voraus“ (Fisch und Fleisch), „Auf Hoher See“ (Pasta) und „Ankern“ (Hülsenfrüchte und Reis) bis zu „Anlegen“ (Desserts) eingeteilt. Die Dauer der Zubereitung wird in Knoten angegeben und reicht von „Regattafeeling“ (15 Min. = 7 Knoten) bis „Braucht etwas Zeit“ (45 Min. = 1 Knoten). Die insgesamt 55 aufgeführten Gerichte sind ansprechend bebildert und machen Lust zum Nachkochen.
Fazit: Dieses Buch sollte in der Bordküche eines kochbegeisterten und genussgesteuerten Seglers nicht fehlen.

Carsten Hanisch


Kochbuch im Einsatz
Foto: SP